Station I

Die Berkel

 

Die Berkel – Verbindung zwischen Münsterland und Achterhoek

Das Quellgebiet der Berkel liegt nahe Billerbeck am westlichen Rand der Baumberge. Auf etwa 114 km schlängelt sie sich durch die Münsterländer Bucht in Richtung Westen. Dabei passiert sie die Städte Billerbeck, Coesfeld, Gescher, Stadtlohn und Vreden, bevor sie dann kurz hinter Vreden die Niederlande erreicht. Dort fließt die inzwischen zum Fluss entwickelte Berkel durch Eibergen, Borkulo und Lochem nach Zutphen, wo sie in die Ijssel mündet.

Zwischen Billerbeck und Zutphen überbrückt die Berkel einen Höhenunterschied von 105 Metern, davon etwa 80 m auf deutschem Gebiet zwischen den Baumbergen und der Grenze bei Vreden. Das ermöglichte an mehreren Standorten schon seit Jahrhunderten die Anlage von Stauwehren, verbunden mit der Möglichkeit zur mannigfaltigen Energiegewinnung aus Wasserkraft.

Auf der Berkel gab es grenzübergreifend Handelsverbindungen zwischen den Orten am Fluss. Noch bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Berkel ab Coesfeld schiffbar. Kleine Flöße und Plattbodenschiffe, die „Berkelzompen“, teilweise auch „Berkelschuten“ genannt, transportierten Lebensmittel, Töpfer- und Holzwaren, Sandstein und andere Materialien. Wegen häufigen Niedrigwassers und fehlender Unterhaltung der Schleusen in Vreden, Stadtlohn und Gescher kam die Schifffahrt auf deutscher Seite zum Erliegen.

Auf niederländischer Seite wurde gewerbliche Schifffahrt an vielen Stellen noch bis Ende des 19. Jahrhunderts betrieben. Heute dient die Berkel-Schifffahrt dort vorwiegend dem Tourismus. Historische Nachbauten werden dafür in Eibergen, Borculo, Lochem und Almen eingesetzt.

Während sich die Berkel auf deutscher Seite vielfach mäandrierend durch die Landschaft schlängelt, zeigt sich in den Niederlanden oft ein gänzlich anderes Bild. Dort sind durch Begradigungen und wasserwirtschaftliche Maßnahmen teilweise kanalähnliche Situationen entstanden, die nur noch ansatzweise das Ursprungsgewässer erahnen lassen. Inzwischen gibt es auch dort Bestrebungen, weitere Abschnitte der Berkel und der Berkelaue naturnäher zurückzubauen. Erste gelungene Vorhaben wurden in den Abschnitten zwischen Almen und Zutphen und in Recken unter Beachtung der europäischen Richtlinien für die Gewässerrenaturierung eindrucksvoll realisiert.

Auf deutscher Seite ist die Berkelaue auf fast 40 km als hochrangiges Schutzgebiet im Sinne der europäischen Naturschutzrichtlinie (Flora Fauna Habitat) deklariert.

Wechselvolle Uferzone
Historische Berkelschifffahrt
Berkelbogen Nähe Haus Hall
Ruhige Flusspassage
Zufluss aus Remmelts Busch
Eisvogel – gern gesehener Gast
Nachbau des Berkelzomp
Berkelschleuse bei Eibergen (NL)
Stauwehr Schulze Egberding

Energie aus (Berkel)- Wasserkraft

Wassermühlen und Stauwehre – historische Energieerzeuger

An großen Gefälleunterschieden im Verlauf der Berkel wurden schon im 14. Jahrhundert erste Mühlen- und Staubauwerke errichtet. Auf Gescheraner Gebiet entstanden die „Alfers Mühle“ und der Mühlenkomplex von Schulze Egberding unweit der Kapelle in Tungerloh. Dazu kamen noch Staustufen nahe den Höfen Schulze Scholle und Schulze Bäing.

In den Besitz der Familie Schulze Alfers kam 1858 die älteste Mühle. Sie war als Korn-, Öl- und Sägemühle konzipiert. Auf der Ostseite der Berkel standen eine Korn- und Ölmühle und auf der Westseite ein Sägewerk, angetrieben durch eine die Berkel überspannende Verbindungswelle. Das Erscheinungsbild der Mühle hat sich stetig verändert. Spuren der Ursprungsbauten sind noch heute an Teilen der Fassade sichtbar.

1924 installierte man zwei Turbinen zur Stromerzeugung mit 24 kWh. Diese Turbinen wurden bis 1954 betrieben. Der Mühlenbetrieb bestand bis 1957. Danach wurde die Mühle zu einem Wohnhaus umgebaut.

Neue Wasserkraftanlage und Fischtreppe an „Alfers Mühle“

An derselben Stelle wird seit 2011 mit einer Wasserkraftschnecke wieder Strom erzeugt. Je nach örtlichen Gegebenheiten (Niedrigwasserstände oder Hochwasserereignisse) werden jährlich zwischen 160 und 180 MWh elektrische Leistung erzeugt. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 50 bis 60 Haushalten. Gegenüber einer Stromerzeugung aus Steinkohle werden mit dieser Anlage jedes Jahr ca. 57 Tonnen CO2 vermieden.

Im Zuge der Baumaßnahme legte man gleichzeitig eine Fischtreppe an. Mit ihren 31 Stufen und immer gleichbleibenden Strömungsverhältnissen können die flussaufwärts schwimmenden Fische den gegebenen Höhenunterschied von immerhin 3,10 Metern problemlos überwinden. Kontrollbeobachtungen belegen, dass in sechs Monaten etwa 5.000 Exemplare der Fischarten, die in der Berkel anzutreffen sind, die Fischtreppe passieren.

Mit diesen Baumaßnahmen des Abwasserwerkes der Stadt wird einerseits in Gescher regenerative Energie erzeugt, andererseits leistet man damit im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie einen Beitrag zur Durchgängigkeit von Fließgewässern. Beide Maßnahmen förderte das Land NRW. So wurde dieser Berkelabschnitt gewässerökologisch deutlich aufgewertet.

Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf Infotafeln neben der Fischtreppe, ca. 250 Meter von hier, am Stauwehr.

Alfers Mühle um 1900
Stauwehre und Mühlen
Bündelung der Wasserkraft
Historisches Stauwehr
Modernes Stauwehr
Wasserkraftspindel / Fischtreppe
Dreiklang aus Wasserkraft

Tourismus entlang der Berkel

 

Tourismus entlang der Berkel – Natur und lokale Sehenswürdigkeiten beiderseits der Grenze

Während noch vor Jahren überwiegend die typischen Sehenswürdigkeiten wie Museen, Schlösser, Kirchen und historische Ortskerne im Fokus des Münsterland-Tourismus standen, gewinnen inzwischen interessante Angebote in den vielfältigen Naturregionen (Venn- und Moorlandschaften, Steinbrüche, Flüsse und Seen) zunehmend an Bedeutung. Dazu gehört auch der Berkel- Tourismus mit seinem circa 130 km langen Berkelradweg zwischen dem Beginn in Billerbeck und dem Ziel im niederländischen Zutphen. Dieser grenzüberschreitende Weg wurde im Jahre 2011 ganz offiziell eröffnet.

Neben dem blauen Band der Berkel und seinen abwechslungsreichen Ufer- und Auenzonen bieten die Orte rechts und links des Flusses zahlreiche Highlights am Wegesrand. Ob es nun der beschauliche Stadtkern Billerbecks mit dem weithin sichtbaren Ludgerusdom ist, das Walkenbrücker Tor in Coesfeld oder die Glockenstadt Gescher mit ihrer breit aufgestellten Museumslandschaft. Oder auch die Töpferstadt Stadtlohn sowie Vreden mit dem neuen Museum „Kult“ und dem historischen Heimatmuseum.

Auch die niederländischen Orte Eibergen, Borculo, Lochem und Zutphen mit ihren mittelalterlichen Ortskernen, ihren Museen, imposanten Kirchen und Stadtbefestigungen, wie beispielsweise die Überreste des Berkeltores in Zutphen, bieten dem Besucher diesseits und jenseits der Grenze eine Vielfalt an interessanten Sehenswürdigkeiten, an Wissenswertem und Unterhaltsamem.

Immer wieder ein Erlebnis sind natürlich die Berkeltouren auf dem Fluss, die in den Niederlanden an mehreren Stellen mit dem Nachbau von „Berkelzomp“-Booten angeboten werden.

Eindeutige Symbolfigur im Tourismus an der Berkel ist „Die Badende“. Diese pure Fröhlichkeit ausstrahlende Dame in ihrem roten Badedress wurde ab 2015 in allen deutschen Berkelstädten aufgestellt. Inzwischen sind auch die niederländischen Gemeinden diesem Beispiel gefolgt, so dass nun diese sympathische Figur auch jenseits der Grenze an markanten Stellen am Berkelufer immer wieder anzutreffen ist.

Berkeltourismus grenzüberschreitend
Billerbeck
Coesfeld
Gescher
Stadtlohn
Vreden und Eibergen(NL)
Borculo
Berkelbrücke in Berkelland
Berkeltour / Die „Mündung“
...in Zutphen