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Haus Hall 1943 – 1945

 

Haus Hall 1943–1945 – Hilfskrankenhaus, Entbindungsheim und Lazarett

1944 und 1945 wurde Haus Hall, abweichend von seiner eigentlichen Kernaufgabe - die Betreuung von geistig behinderten Menschen und pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen - mit neuen Aufgaben konfrontiert. In ländlicher Lage außerhalb der Ballungszentren wurden auf dem Stiftungsgelände von Haus Hall ein Hilfskrankenhaus des Kreises Emscher-Lippe und damit auch die dortige Entbindungsabteilung eingerichtet.

Allein im Jahre 1944 wurden hier mehr als 600 Geburten registriert. Bei den parallel dazu untergebrachten Kranken handelte es sich überwiegend um betagte und gebrechliche Menschen; viele von ihnen starben.

Ab Anfang 1945 kam eine ganz neue Herausforderung. Die veränderte Kriegslage mit der zurückweichenden Westfront erzwang die Notwendigkeit, auch im westfälischen Raum vermehrt Lazarettplätze anzubieten. Haus Hall wurde nach Verlegung der bis dahin betreuten Wöchnerinnen und Kranken zum Militärlazarett.

Ende März 1945 kam es – infolge der Kriegsereignisse westlich des Rheins, aber auch nach Luftangriffen auf die benachbarten Orte Coesfeld, Dülmen, Borken und Stadtlohn – zu Neuaufnahmen von etwa 1000 Personen. Zeitweise mussten bis zu 1300 Menschen auf Haus Hall versorgt werden. Ende 1945 wurde das Lazarett Haus Hall aufgelöst.

Der Soldatenfriedhof, heute Kriegsgräbergedenkstätte

Für die im Lazarett Verstorbenen legte man auf einer Anhöhe neben der Berkel einen eigenen Friedhof an. Hier fanden rund 120 Tote ihre meist letzte Ruhestätte. Einige wurden später auf Veranlassung der Angehörigen in ihre Heimatorte umgebettet.

Seit den 1960er Jahren finden sich hier auch die Grabstätten von elf in Hochmoor verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen bzw. Zwangsarbeitern, die zunächst auf einem gesonderten Friedhof in Hochmoor bestattet worden waren. Erst im Jahre 2014 konnten sieben von ihnen nachträglich identifiziert und auf einer eigens dafür erstellten Sandsteinplatte namentlich verewigt werden.

In den ersten Jahren errichtete man dort einfache Rundholzkreuze – zum Teil ergänzt durch angeheftete Stahlhelme. Inzwischen stehen hier einheitlich gefertigte Sandsteinkreuze mit eingemeißelten Namensangaben in einer schlichten Flächenbepflanzung.

In enger Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Stadt Gescher kümmert sich die Stiftung Haus Hall seit Kriegsende um die Pflege und Instandhaltung der Grabanlagen.

Gräberfeld am Ende des Krieges
Haus Hall zur Lazarettzeit
Erste Umgestaltung in den 1950ern

Die Berkelaue im Wandel

Die Berkelaue im Wandel  – Hochwasserschutzmaßnahmen verändern die Landschaft  

Die Berkelaue war in den letzten hundert Jahren, besonders in den Jahrzehnten ab 1960, starken Veränderungen unterworfen. Die Berkel schlängelte sich anfangs noch weitgehend ungehindert durch die Landschaft am Rand der Ortslage. Eine starke Bautätigkeit, die mit der Stadtentwicklung verbunden war, bewirkte erhebliche Veränderungen im Flussverlauf. Oft waren Begradigungen und der Verlust von seitlichen Überflutungsbereichen die Folge.

Zunehmende Versiegelungen sowohl im bebauten Stadtgebiet als auch im Außenbereich erforderten verstärkte Hochwasserschutzmaßnahmen. Dabei handelt es sich überwiegend um Regenrückhaltemaßnahmen, zum Teil kombiniert mit Regenklärbecken, oder vergrößerte Überflutungsräume im Nahbereich der Berkel und ihrer Zuflüsse (Siepen).

Ehemalige ufernahe landwirtschaftliche Flächen wandelte man in teilweise langwierigen Flurbereinigungsverfahren in Überschwemmungsbereiche um. Dies geschah unter intensiver Begleitung und fachlicher Unterstützung der Flurbereinigungsbehörde der Bezirksregierung.

Durch diese Maßnahmen wird der Naturraum Berkelaue deutlich aufgewertet, auch zum Vorteil von Flora und Fauna. Bei Hochwasserereignissen bieten die zeitweise überfluteten Senken einen wichtigen Wasserrückhalt und damit Schutz für Mensch und Tier, für Gebäude und Infrastruktureinrichtungen. Dies belegt eindrucksvoll der Auenabschnitt zwischen Haus Hall und dem Holtwicker Damm. Die Grünlandfläche, die dort neu entstanden ist, gilt, neben ihrer Funktion als Überflutungsfläche, inzwischen als eine beliebte Naherholungszone. Hier ermöglicht ein Fuß- und Radweg, der vom Berkelufer weg nach Osten verlegt wurde, den Blick auf eine sich im Jahreslauf stetig wandelnde Auenlandschaft mit großer Artenvielfalt und hohem ökologischen Potential.

Gleiches gilt auch für viele der anderen Hochwasserschutzmaßnahmen, die in den letzten Jahrzehnten am Rand neuer Siedlungsflächen realisiert wurden. Der Berkel selbst mit ihren Flachgewässern und punktuellen Steilufern kommt aber weiterhin die größte Bedeutung zu.

Der Auenraum, der inzwischen weitgehend unter Natur- und Landschaftsschutz gestellt wurde, wird in Gescher und in den deutschen und niederländischen Nachbarorten auch künftig schrittweise einen weiteren Wandel erfahren, um unter Beachtung der europäischen Wasserschutzrichtlinien und Naturschutzvorschriften einen dauerhaften Hochwasserschutz zu gewährleisten.

Renaturierungsplan der Berkelaue
Berkel im Normalzustand
Hochwasserereignisse…
…an der Hambrücke und...
…in den Berkelwiesen
Berkelwiesen als Rückhalteraum
Berkelspaziergang – im Trockenen

Die Bauernschaften und der AußenbereicH

Die Bauernschaften und der Außenbereich

Das Stadtgebiet von Gescher umfasst eine Gesamtfläche von ca. 80 Quadratkilometern. Davon gehören allein 92% zum sogenannten Außenbereich, den „Bauernschaften“. Den größten Anteil (87%) der Außenbereichsflächen bilden die intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen, bestehend aus Acker- und Wiesengelände mit den darin eingebetteten Hofanlagen unterschiedlichster Größe.

Der Anteil an Waldflächen im Außenbereich ist mit nur 13% eher gering. Dies gilt auch für die Wasserflächen, die sich vornehmlich durch die Berkel und die darin mündenden Kleingewässer (Bäche und Siepen) und nur ganz vereinzelt durch Teiche und kleine Seen, z. B. in Hochmoor, ergeben.

Im Außenbereich leben etwa 2.470 Personen. Das entspricht etwa 14% der Gesamtbevölkerung. (Stand Ende 2019)

Von den aktuell 85 landwirtschaftlichen Betrieben gelten noch etwa 72% als Vollerwerbsbetriebe. Die übrigen sind als Nebenerwerbsbetriebe einzustufen. Auf den Anbauflächen der heimischen Landwirtschaft, die sich in einem Strukturwandel befindet, werden Mais, Getreide und Zwischenfrüchte wie Raps und Senf produziert.

In den Ställen wird vorwiegend Schweine- und Rindermast betrieben. Pferdehaltung und Pferdezucht spielen auch in Gescher als Teil der Pferderegion Münsterland eine zunehmend bedeutsame Rolle.

Durch Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, aber auch durch diverse Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen- und Wegebau gehen der Landwirtschaft auch in Gescher oft mehrere Hektar Land verloren. Dadurch steigt der Versiegelungsgrad in der Stadt und damit die Notwendigkeit, weitere Hochwasserschutzmaßnahmen zu ergreifen. Dabei handelt es sich oft um flächenintensive Vorhaben, die zwangsläufig zur Reduzierung landwirtschaftlicher Nutzflächen führen.

Verabschiedung Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,

mit dieser Station haben Sie den Endpunkt der Rundtour durch die Gescheraner Geschichte erreicht. Wir hoffen, dass Ihnen der Geschichtsweg gefallen hat und Sie dabei viel Neues über Gescher im Allgemeinen, sowie Personen und Begebenheiten im Besonderen erfahren haben. Den Ausgangspunkt finden Sie 500 m weiter am Hallerweg. Im ca. 7 km südlich gelegenen Ortsteil Hochmoor finden Sie eine weitere Station in der „Grünen Mitte“.

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag und freuen uns auf ein Wiedersehen in Gescher. Besuchen Sie auch gern unsere Homepage unter www.zeitundraumgescher.de.

Das Team vom Verein Zeit und Raum e.V.

Frühe Motorisierung
Pause nach getaner Arbeit
Unterstützung durch Pferdestärke
Drescher der ersten Stunde
Einer der ersten Mähdrescher
Mähdrescher heute
Pferderegion Münsterland