Station L

Bürgerhäuser und Fabrikantenvillen

Markante Bürgerhäuser und repräsentative Fabrikantenvillen

Seit über 100 Jahren prägen eindrucksvolle Bürgerhäuser, vor allem aber zahlreiche Villen das Bild des Ortes. Alle sind Zeichen für die Prosperität des Ortes, insbesondere in Verbindung mit dem Aufschwung der Textilindustrie ab 1850. In dieser Epoche wurde die Hauptstraße zur bevorzugten Wohnstraße der Fabrikanten umgestaltet. Die Stadtvillen sind durchweg in den damals aktuellen Baustilen errichtet. Von Neorenaissance über Neugotik, bis zum Historismus, alles ist vertreten. Einflüsse aus den Niederlanden, aber auch aus den Industrieregionen des Rheinlandes sind unverkennbar. Dies zeigte sich nicht nur im Äußeren, sondern auch in den Innenräumen, wo Terrazzoböden, Stuckdecken oder hochwertige Treppenhäuser, oft nach italienischem Vorbild, den auf Repräsentation ausgerichteten Lebensstil der Bewohner wiedergaben.

An der Hofstraße wurde 1911 die Villa Huesker auf der Gräfteninsel des ehemaligen Oberhofes „Gasgare“ errichtet.

Neben den eindrucksvollen Villen sind markante und teilweise deutlich ältere Bürgerhäuser für die Ortsgeschichte und das Stadtbild noch heute von großer Bedeutung. Einige haben, dem damaligen Zeitgeist folgend, im 19. Jahrhundert eine „Auffrischung“ erfahren, indem die Gebäude, zumindest vorn, eine helle Putzfassade erhielten. Beispielhaft sind hier das ehemalige Pastorat oder die Häuser Armlandstraße 3–5 zu nennen. Diese zeigen in der reich gegliederten Straßenansicht viele Schmuckelemente in Renaissanceformen (Fensterrahmungen, gusseiserne Türgitter u. ä.). Die Rückseiten weisen noch die ursprüngliche Steinfassade des späten 18. Jahrhunderts auf.

Das dominante Bürgerhaus Hauptstraße 10 (ehem. Schmitz) wurde im Kern 1682 als Amtssitz des Vogtes errichtet und war lange Zeit im Ortskern das einzige Haus mit Vorgarten, ein Hinweis auf die besondere Stellung des Hausherrn als höchster Beamter im Ort.

Jede Villa und jedes Bürgerhaus hat eigene Geschichten und Hintergründe. An vielen denkmalwerten Häusern informieren Hinweistafeln zum Objekt.

Einige ehemalige Villen und Bürgerhäuser sind allerdings aus dem Stadtbild schon wieder verschwunden, da sie, besonders in den 1980er und 1990er Jahren, der Umsetzung städtebaulicher Ziele entgegenstanden. Beispielhaft sei hier der Abriss der Villa Edelbrock an der Hauskampstraße genannt, die dem gestiegenen Parkraumbedarf zum Opfer fiel. Insbesondere entlang der Hauptstraße musste auch manche stilvolle Grundstückseinfriedung dem Wunsch nach breiterem Straßenraum weichen.

Villa, Hauptstraße 30
Hochwertige Details im Innern
Villa, Hauptstraße 24
Villa, Hauptstraße 18
Bürgerhaus, Hauptstraße 17
Bürgerhaus, Armlandstraße 3-5
Hotelbau, Hauskampstraße 12
Gräftenhof Huesker von 1911
Verlorene Villa – heute Parkplatz

Gescher Helau!!!

 

Gescher Helau!!!

Der Karneval hier hat seine Ursprünge in den historischen Bräuchen der Nachbarschaften des Ortes. Einer davon war das sogenannte „Wurstaufholen“, um bei Karnevalsfesten auch eine feste Grundlage anbieten zu können.

Im 19. Jahrhundert ordnete die Kirche im Münsterland ein „vierzigstündiges Gebet“ kurz vor der Fastenzeit an – wohl auch, um damit dem Fastnachtstreiben zu begegnen. Doch die Narren umgingen diese Einschränkung durch Vorverlegung des Karnevals um zwei Wochen. Diese Verlegung hat weiterhin Bestand.

1934 führte die Nachbarschaft „Berliner Tor“ beim „Wurstaufholen“ neben einer Musik- und Kostümgruppe erstmalig einen geschmückten Wagen mit. Andere Nachbarschaften schlossen sich diesem Beispiel an – der Karnevalszug in Gescher war geboren!

1950 wurde der Karnevalsumzug erstmals von einem Prinzen, Josef I. (Schlüter), begleitet. Seither nahm der Karneval eine rasante Entwicklung. Inzwischen organisiert die Stadtgemeinschaft der Karnevalisten das närrische Treiben. Deren „Närrisches Konklave“ bestimmt unter großer Geheimhaltung jährlich eine neue „Tollität“. 2020 wurde mit Marion I. (Pierk) siebzig Jahre nach dem ersten Prinzen erstmals eine Prinzessin in der Glockenstadt gekürt und vom Narrenvolk bejubelt. Am Karnevalswochenende gibt es sogar zwei Umzüge in der Stadt: Am Samstag wird der „Weingott Bacchus“, die Symbolfigur des Gescheraner Karnevals, in einem Umzug der Nachbarschaften und anderer Gruppierungen zum Rathaus geleitet und dort von Tausenden begrüßt.

Am Sonntag folgt der Höhepunkt des närrischen Treibens! Zu Beginn des Umzuges erfolgt die Inthronisation der neuen „Tollität“. Diese erhält für die drei tollen Tage vom Stadtoberhaupt die Schlüsselgewalt über das Rathaus und steigt danach auf dem Prinzenwagen in die Glocke. Der Zug beginnt! Nachbarschaften, Vereine aber auch Aktive aus Nachbarorten und der ehemaligen Partnerstadt Neede (NL) begeistern mit phantasievollen Wagen und Fußgruppen in farbenprächtigen Kostümen oft mehr als zehntausend Besucher aus Nah und Fern. Der Zug wird von mehreren Musikgruppen begleitet. Den krönenden Abschluss bildet der prunkvolle Prinzenwagen.

Bis zu den 1970er Jahren war die Mitwirkung im Karnevalsumzug vornehmlich Männersache. Erst danach wurde der „Lindwurm der Freude“ zunehmend zu einem Fest für die ganze Familie.

Weitere Informationen unter www.karneval-gescher.de

Der Prinz 1957 auf dem Weg durch den Ortskern – die Prinzenglocke noch aus Pappmaschee
Festauftakt, das Wurstaufholen
Wagen vom „Berliner Tor“, 1937
Kritik am Gemeinderat – 1965
Origineller „Kleinwagen“, 1957
Begrüßung des „Bacchus“
Gespanntes Warten auf den Prinzen
Mottowagen von 2004
Für besondere Leistungen
Marion I.– 2020

Vereine und aktive Bürger

Vereinsleben

In Gescher bestehen etwa 140 Vereine verschiedenster Ausrichtung: Sportvereine, Schützengilden, Heimatvereine, sozial ausgerichtete Initiativen und kirchliche Gruppen. Viele sind musikalisch aktiv – vom Musikzug bis zum breiten Angebot an Chören.

Die längste Tradition haben dabei die sieben Schützenvereine. Die St.-Pankratius- Schützengilde kann ihre Wurzeln sogar bis ins Jahr 1605 zurückverfolgen.

Der größte Verein ist der SV Gescher e. V. mit etwa 1800 Mitgliedern. Dieser stark vom Fußball geprägte Verein entstand im Jahre 2013 durch schrittweise Fusionierung anderer Vereine (TSG, SF Tornado, BSV Harwick und FSV). Der Turnverein TV Gescher von 1908 hat rund 1100 Mitglieder.

Weitere Informationen unter:

www.gescher.de – Stichwort: Vereine

Bürgerstiftung in der Glockenstadt

Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen für die Menschen unserer Stadt“ verfolgt die seit 2015 bestehende Stiftung das Ziel, Herausforderungen des gesellschaftlichen Lebens der Stadt auf verschiedenste Art tatkräftig anzupacken. Bisher wurden so u.a. soziale Initiativen (Flüchtlingshilfe im „Bunten Haus“), Bildungsprojekte (digitale Ausstattung der Bücherei), Kulturprojekte (Kunstausstellung und Konzerte) sowie Maßnahmen des Umweltschutzes (Pflanzaktionen) ermöglicht. Seit 2019 erleichtert ein auf Initiative der Stiftung gebildetes Netzwerk den Informationsaustausch zwischen den örtlichen Vereinen.

Informationen zur Bürgerstiftung unter www.buergerstiftung-gescher.de

Engagierte Bürgerschaft

Die Gescheraner Bevölkerung hat einen starken Gemeinsinn und mehrfach bewiesen, dass sie bereit ist, sich für ihre Interessen oder auch gegen vermeintliche Fehlentwicklungen zu engagieren. Beispielhaft seinen hier nur zwei Aktionen genannt:

1990 opponierte eine Bürgerinitiative gegen den Bau einer Hausmülldeponie des Kreises Borken in Estern, insbesondere aus Sorge um die Trinkwasserreserven im Fördergebiet in Nordvelen. 7500 Menschen protestierten vor dem Rathaus und am geplanten Deponiestandort. Daraufhin plante der Kreis das Entsorgungskonzept neu. Heute betreibt die EGW dort eine große Kompostieranlage mit Wertstoffhof.

2012/2013 wehrten sich zahlreiche besorgte Menschen in wöchentlichen Mahnwachen gegen den drohenden Abriss der ehemaligen Pfarrkirche „St. Mariä Himmelfahrt“. Die teilweise sehr emotional geführten Aktionen zeigten Wirkung. Das Bistum Münster lenkte ein, das Gebäude blieb erhalten. Mit Neu- und Umbauten entstand das „Marien-Quartier“.

Throngefolge von 1890 der St. Pankratius – Schützengilde
TV Gescher von 1908
Theatergruppe „Frohsinn“, 1930
Musikverein beim Konzert 1947
Start der Bürgerstiftung
Deutschunterricht im bunten Haus
Aktive der Coronahilfe
Protest gegen die Mülldeponie
Kundgebung 1990
Mahnwachen für Kirchenerhalt